Vom 65-Quadratmeter-Häuschen in den Wohnwagen. Warum 10 Quadratmeter mehr Freiheit geben können als ein Haus

Veröffentlicht am 11. Dezember 2025 um 07:23

Ich habe schon länger minimalistisch gelebt. Immer wieder ausgemistet, verschenkt, verkauft. Trotzdem ist der Schritt von einer kleinen 65-Quadratmeter-Waldhütte in einen Wohnwagen nochmal eine ganz andere Erfahrung gewesen.
Es ist ein Unterschied, ob man weniger besitzt oder ob man plötzlich kaum noch Stauraum hat. Minimalismus wird dann nicht zur Stilfrage, sondern zur Notwendigkeit.

Als ich das erste Mal im Wohnwagen stand, dachte ich kurz: „Hui… das ist wirklich klein.“
Aber statt mich zu überfordern, habe ich einfach angefangen, alles zu evaluieren. Stück für Stück. Mit Ruhe, mit Klarheit und mit meiner ordnungsliebenden Ader im Rücken.

Möbel. Alles verkauft, alles verschenkt

Zuerst habe ich meine Möbel angeschaut. Jedes Stück. Und mich gefragt, ob ich es in den nächsten Jahren wirklich brauchen werde. Die Antwort war fast immer: Nein.
Also gingen sie. Verkauft, verschenkt, weitergegeben.
Nur im Hinterkopf die Überlegung: Ein Vorzelt wäre gut. Ein Tisch. Ein Stuhl. Ein kleines Schränkchen, um draußen mit einer Herdplatte zu kochen. Mehr nicht.

Dieser Moment war überraschend befreiend. Ich habe losgelassen und gemerkt, wie wenig ich wirklich brauche, um mich wohlzufühlen.

Tschüss Fernseher. Und tschüss Konsum

Der Fernseher war schnell weg. Und ehrlich gesagt: Ich werde mir nie wieder einen kaufen.
Er ist überbewertet, frisst Platz und sieht dazu auch noch hässlich aus. Mein Laptop reicht vollkommen. Und seit ich hier im Olivenhain lebe, ist mein Konsum fast verschwunden.

Wenn man den ganzen Tag von Natur umgeben ist, verliert man automatisch das Interesse an Dingen, die man vorher für „normal“ gehalten hat. Es ist, als würde die Natur das Bedürfnis nach künstlicher Ablenkung einfach wegpusten.

Die Küche. Nur das Minimum

Küchenutensilien waren früher meine Schwäche. Doch plötzlich musste ich mich entscheiden.
Etwas Besteck. Ein paar Teller. Eine Schüssel. Ein Schneidebrett. Ein Topf. Eine Pfanne.
Das einzige echte Luxusgerät ist mein Airfryer. Da ich keinen Backofen habe, wollte ich zumindest diese Möglichkeit behalten. Und ich habe das kleinste Modell, das ich finden konnte. Dazu mein Hochleistungsmixer.
Alles andere wäre unnötig gewesen.

Statt eines Kaffeevollautomaten tut es eine French Press. Sie nimmt kaum Platz weg und der Kaffee schmeckt genauso gut, wenn nicht besser.

Kleidung? Die Hälfte der Schränke reicht

Auch bei der Kleidung wurde es überraschend einfach. Ich habe nur das behalten, was ich wirklich trage.
Und plötzlich war da mehr Platz als gedacht.
Ich fülle nicht einmal die Hälfte der dafür vorgesehenen Schränke. Und ich vermisse nichts.
Im Gegenteil. Es fühlt sich leicht an.

Platz übrig. Und zum ersten Mal vollkommen genug

Am Ende hatte ich so viel aussortiert und so bewusst entschieden, dass sogar die Bettkästen völlig frei geblieben sind.
Zehn Quadratmeter und trotzdem Platz übrig.
Das hätte ich nie erwartet.

Und doch fehlt mir hier rein gar nichts. Alles, was ich täglich brauche, ist da. Nichts stört, nichts drängt sich auf, nichts belastet. Der Wohnwagen fühlt sich nicht eng an, sondern erstaunlich großzügig.

Wenn das Haus irgendwann fertig ist

Irgendwann wird mein Haus fertig sein. Und dann werde ich nicht wieder alles neu kaufen, nur weil jetzt mehr Platz ist.
Ich werde gezielt das nachkaufen, was wirklich nötig ist. Und nicht mehr.
Der Wohnwagen hat mir gezeigt, wie wenig es braucht, um sich zu Hause zu fühlen. Und wie befreiend es ist, die eigenen Dinge klar, überschaubar und bewusst gewählt zu haben.

Fazit. Weniger Raum, mehr Freiheit

Der Umzug vom 65-Quadratmeter-Häuschen in einen Wohnwagen war mehr als ein Ortswechsel. Es war eine Art innere Neuausrichtung.
Zehn Quadratmeter sind nicht viel, aber sie sind genug.
Und manchmal ist genug genau das, was man braucht.

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