Wie es ist, wenn dein Zuhause gleichzeitig drinnen und draußen ist

Veröffentlicht am 11. Dezember 2025 um 17:11

Es ist Dezember. Überall sonst reden die Menschen von Glühwein, Schneefall und dicken Jacken, und ich sitze hier im Vorzelt meines Wohnwagens, in der milden Sonne, die durch die Olivenbäume fällt. Kurz vor Weihnachten und doch fühlt es sich an, als würde der Frühling schon einmal vorbeischauen, nur um Hallo zu sagen.

Und genau das ist eines der Dinge, die ich an meinem neuen Leben hier in Sizilien so liebe. Es gibt keine klare Trennung mehr zwischen Drinnen und Draußen. Mein Zuhause hat Wände, aber eigentlich auch wieder nicht. Ich bewege mich ständig zwischen Licht, Luft, Natur und den wenigen Quadratmetern, die meinen Alltag zusammenhalten.

Wenn ich morgens die Tür öffne, stehe ich nicht in einem Flur, sondern direkt im Olivenhain. Die Katzen strecken sich, blinzeln in die Sonne und verschwinden in die satt grünen Blumenwiesen, die um den Wohnwagen herum wachsen. Alles blüht hier, mitten im Dezember, als hätte der Winter vergessen, dass er eigentlich dran wäre. Während ich meinen Kaffee mache, höre ich statt Lärm einfach nur die Natur; ein paar Schafe hier, ein paar Hunde dort, irgendwo kräht ein Hahn und der Wind raschelt in den Bäumen.

Unter der Woche arbeite ich und am Wochenende zieht es mich nach draußen. In die Natur, ins Grün, an kleine versteckte Wege. Oder an den Strand. Auch im Dezember kann man hier die Füße ins Wasser halten, weil es warm genug ist. Und wenn man sich einfach hinlegt, kann man tatsächlich ein Nickerchen in der Sonne machen, eingehüllt in Licht und Meeresrauschen. Es fühlt sich fast surreal an, aber auf die angenehmste Weise.

Früher lebte ich in einem Haus, das deutlich größer war. Mit klaren Grenzen, mit Türen, die drinnen und draußen getrennt hielten. Doch hier mischt sich alles. Ich sitze im Vorzelt, arbeite, atme und bin gleichzeitig Teil der Landschaft. Innen ist draußen, draußen ist innen. Natur ist nicht mehr ein Ort, den man besucht, sondern der Raum, in dem mein Leben spielt.

Das verändert etwas im Kopf. Ich verbringe meine freien Tage nicht mehr irgendwo drinnen, sondern dort, wo es mich ruft: zwischen Olivenbäumen, auf kleinen Wegen, am Wasser. Ich gehe nicht mehr „mal kurz an die frische Luft“, denn Luft ist hier überall. Ich muss nicht planen, rauszugehen. Ich tue es einfach. Es gibt kein später, kein Vielleicht, kein Ich-sollte-mal. Ich trete raus und bin mittendrin.

Gerade kurz vor Weihnachten spürt man das besonders. Während viele im Jahresendstress stecken, liegen meine Wochenenden in der Sonne, im Grün, am Strand. Es fühlt sich nicht wie ein hektischer Dezember an, sondern wie ein sanfter Übergang. Wie ein langer Atemzug.

Und vielleicht ist das der größte Unterschied zu meinem alten Leben:
Ich habe kein Zuhause mehr, das mich von der Welt trennt. Ich habe ein Zuhause, das mich mit ihr verbindet.

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